In den letzten Pandemie-Jahren mussten wir als Einzelne und als Gesellschaft erleben, wie schnell sich Gräben auftun in der Gesellschaft, der Familie, unter Freund*innen und Kolleg*innen. Auch innerhalb unseres feministischen und die Welt aus einem ganzheitlichen Blick betrachtenden Berufsverbandes für Heilpraktikerinnen und in unserem Verein zur Förderung der Frauengesundheit erwies sich eine gemeinsame Positionierung zum Umgang mit der Pandemie als Illusion. Wie können wir wieder zueinanderfinden, Brücken bauen über manchmal scheinbar unüberwindbare Gräben, wieder in Verbindung kommen? Dabei sind transhumanistische Lösungsstrategien zur Überwindung von Polaritäten und zur Lösung der Probleme unserer Gesellschaft nicht geeignet.

Am 19. Juni 2022 wurde eine Dokumentati-on im öffentlich-rechtlichen Fernsehen aus-gestrahlt mit dem Titel „Utopia – Irre Visionen im Silikon Valley“. Dabei wurde ein kleiner Einblick gegeben in eine Denkwei-se und Praxis, die das Leben der Menschheit schon sehr viel mehr bestimmt, als uns al-len bewusst ist. Konkret ging es um die von Tesla-Chef und Multimilliardär Elon Musk gegründete Firma Neuralink. In dieser Firma wird daran experimentiert, Menschen spinn-webenfeine Sonden ins Gehirn zu transplantieren, um ein individuelles menschliches Ge-hirn mit anderen Gehirnen, beziehungswei-se mit künstlicher Intelligenz zu vernetzen. In der Außendarstellung zeigen sich sowohl Musk als auch Neuralink als um die Men-schen und ihr Wohlergehen besorgt. So wird beispielsweise kolportiert, es sei das Bemühen von Neuralink, Menschen, die an Parkinson oder perspektivisch an ALS erkrankt sind, mit diesem Verschmelzen von Mensch und Maschine zu helfen. Die Idee, den Menschen zu verbessern mittels einer Verknüpfung mit künstlicher Intelligenz, wird Transhumanis-mus genannt.

Was steckt hinter dem Begriff Transhumanismus?
Transhumanismus ist eine philosophische Denkrichtung, die die Grenzen der mensch-lichen Möglichkeiten sowohl intellektuell als auch psychisch und physisch durch den Ein-satz technologischer Verfahren und künst-licher Intelligenz erweitern will. Das Ziel ist die Optimierung des Menschen durch den Einsatz von Technologie und Pharmakolo-gie über seine biologische Grenze hinaus. Als großes Ziel wird benannt die genetische Ver-besserung der Spezies Mensch und die Über-windung unserer Sterblichkeit. Die trans-humanistische Ethik ist eine utilitaristische, die das größtmögliche Glück der größtmög-lichen Zahl an Menschen anstrebt.
Aber da beginnt die Crux: Die Trans-humanist*innen definieren, was Glück be-deutet, und sie definieren auch, wer zur größtmöglichen Zahl glücklicher Men-schen dazugehören darf. In ihren Veröffentlichungen sprechen sie davon, dass dazu die Weltbevölkerung auf maximal 1,2 Milliar-den Menschen begrenzt werden müsse.1 Wie diese Reduzierung erreicht werden soll, da-zu hüllen sie sich in Schweigen. Aber es gab in der Vergangenheit vom Westen finanzierte Bevölkerungsprogramme in Indien, Peru und Brasilien, welche großes Leid über die in prekären Verhältnissen lebende Bevölkerung brachten. Solche Programme bestanden und bestehen unter anderem aus Zwangsste-rilisierungen und Spätabtreibungen (teilweise bis kurz vor dem Geburtstermin) gegen den Willen der Schwangeren.2 Das maximale Glück für die maximal große Gruppe von Menschen bezahlen insbesondere Menschen aus ehemals kolonialisierten Ländern und dort die Ärmsten der Armen.

Biologische Grenzen überwinden
Transhumanist*innen definieren, dass Krankheit und Tod verabscheuungswürdige und zu überwindende Zustände sind und die genetische Verbesserung des Menschen mittels Eingriffe in die Keimbahn ein probates Mittel sei. Sie streben an, zukünftig die Geburt neuer Erdenbürger*innen von vornherein nicht dem Zufall zu überlassen und mit Reproduktionsmedizin und der Genschere CRISPR-Cas von Anfang an eine „verbesserte Ver-sion des Menschen“ zu erschaffen. Einer der Begründer des Transhumanismus, Max More, war nicht von ungefähr ein großer Anhänger des 1844 geborenen Philologen und Philosophen Friedrich Nitzsche.3 Dieser erklärte die Über-windung der biologischen und geistigen Grenzen des Men-schen und die Entwicklung des Übermenschen zur Not-wendigkeit. Damit kann man ihn als Vater der transhuma-nistischen Philosophie betrachten.
2018 wurden in China im Reagenzglas erzeugte Zwillings-mädchen geboren, deren Erbgut durch die CRISPR-Cas-Methode4 verändert wurde, mit der Begründung, dass so die HIV-Infektion ihres Vaters nicht an sie weitergegeben würde. Der verantwortliche Forscher wurde ein Jahr später verurteilt, vermutlich damit die chinesische Regierung mit der Aburteilung des Forschers nach außen hin ihr Ge-sicht wahren konnte. Denn obwohl das Credo war, einem an HIV-erkrankten Vater zu eigenen Kindern zu verhelfen, führte dieser gentechnische Eingriff weltweit zu einem Aufschrei. Es ist seit längerem möglich, durch antiviralerer Nachkommen weitere genetische Veränderungen mit möglicherweise schwerwiegenden gesundheitlichen Gefahren auslösen wird.

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Alle abgebildeten Bilder im Artikel von: Patricia Elaine Oakley